Reisen und leben, Heft 24 / 1992

Baedekeriana

1. Im Leipziger Jahrbuch zur Buchgeschichte 2/1992 wird von Lothar Poethe in seinem Aufsatz "Leipzig als "fast ein bibliothonisch-typographischer Freistaat und die Anfänge eines hochgewerblichen Ausstellungswesen um 1880" das "Centralkommitee der Internationalen Ausstellung der graphischen Künste zu Leipzig" erwähnt. Mitglieder waren dabei u.a. auch Fritz Baedeker und Ernst Debes.

2. In der Zeitschrift für Volkskunde, Heft 1/1992, hat Burkhard Lauterbach wieder einen Aufsatz zu Reiseführern geschrieben. Unter dem Titel "Von den Einwohnern", Alltagsdarstellungen im Spiegel des Reiseführers setzt sich Burkhard Lauterbach sehr intensiv mit Inhalten zu Reiseführern auseinander. Unter dem Stichwort "Land und Leute kennenlernen" hat der Autor einige Reiseführer dazu analysiert.

3. In dem letzten erschienen Band der Brockhaus-Enzyklopädie wird das Thema Reiseführer auf 17 (schmalbrüstigen) Zeilen abgehandelt. Es beginnt mit dem Stichwort "Ratgeberliteratur, die ...". Die Inhalte sind in dieser knappen Darstellung vollkommen unbefriedigend, wenn auch auf Karl Baedekers Reiseführer hingewiesen wird. Im gemeinsamen Haus in Mannheim scheint man z.B. von Meyers Reisebüchern keine Notiz mehr zu nehmen. Die "Reiseliteratur" ist dagegen wesentlich ausführlicher. Dieses zeigt, daß die Redaktion leider keinen Einblick in die Entwicklung der Reiseführer hatte.

4. Herr Peter Weber, Antiquar in Köln, hat wieder eine Kleinigkeit ausgegraben, und zwar in der Zeitschrift "Der schaffende Rhein", Beiträge der Rheinfreunde, herausgegeben vom Rheinmuseum Koblenz 1932 ist im 8. Heft ein kurzer Abschnitt mit der Überschrift "Einhundert Jahre Baedeker" veröffentlicht.

5. Herr Karl Felder schreibt uns aus seiner internen Kenntnis der Abläufe im Bibliographischen Institut folgendes:

"Deshalb wurde vereinbart, daß das BI seine Reisebuchproduktion einstellt und Baedeker im Gegenzug seine Reisebücher beim BI drucken ließ, das damals noch eine große Druckerei besaß.

Damit war zunächst beiden Verlagen geholfen. Dieser Vorgang ist letztlich auch der Grund, warum das BI nach dem Kriege seine Reiseproduktion nicht wieder aufgenommen hat. Reisebücher galten wegen der raschen Veralterung als wenig ertragreich." Es handelt sich hier um den Hinweis, warum das BI Anfang der 30-er Jahre keine Reiseführer mehr neu bearbeitete.

6. Von Herrn Jacques Salles haben wir in französischer Sprache den Budapestführer von 1901 im Titelblatt und in der Wiedergabe der Stadtpläne als Kopie bekommen. Dieses entspricht der deutschen Ausgabe, wie sie in der Bibliographie auf Seite 281 beschrieben ist.

7. In Ravensteins Autoführer durch Deutschland und Nachbarländer, dem offiziellen Autoführer des AVD hat Hans Ravenstein 1927 als Motto im Vorwort vorangestellt:

"Was Baedeker dem Touristen, ist Ravenstein dem Autofahrer!"

8. Herr Baldo Podic schickte uns Kopien eines "Führer durch Antwerpen unter Benutzung von Baedekers Belgien und Holland, herausgegeben von O. Forst." Herr Podic hat festgestellt, daß es sich um einen Reiseführer von 1885 handelt, und zwar mit dem Original-Stadtplan aus Belgien und Holland von 1885.

9. Herr Dr. Fridolin Dressler hat einen Fund in der bayerischen Staatsbibliothek gemacht, und zwar wurde 1940 eine Festschrift veröffentlicht aus Anlaß des 50-jährigen Bestehens der Kofferfabrik Neukirch (Lausitz). Die Festschrift heißt:

Leben heißt Reisen

10. Herr Ewald Ernst machte uns einige Kopien der im Jahre 1967 bei Winter in Heidelberg erschienen "Griechenlandkunde" in der 5. Auflage. Im Vorwort zur ersten und dritten Auflage wird wie folgt auszugsweise geschrieben:

"Seit dem Erscheinen von "Baedekers Griechenland" im Jahre 1882 war es dem Hellas-Reisenden möglich, sich ein zuverlässiges Bild von den geschichtlichen Stätten und Denkmälern Griechenlands zu verschaffen, da es dem neusten Stand der wissenschaftlichen Forschung des Landes entsprach. Die Unterlage hierzu bildete ein Manuskript von H.G. Lolling, der damals als der beste Kenner Griechenlands kennen durfte. Diese wissenschaftliche Grundlage wurde auch in späteren Auflagen beibehalten, deren letzte 1908 in deutscher und 1909 in englischer Sprache erschien."

11. Die Zeitschrift BAEDEKERIANA, die von Michael Wild in England herausgegeben wurde, ist mit der Nr.18 (im Juli 1992) auch zum letztenmal erschienen. Michael Wild hat fast parallel zu uns den gleichen Entschluß - aber aus ganz anderen Gründen - gefaßt. Wir danken Herrn Michael Wild für die jahrelange kollegiale Zusammenarbeit. Als Abschiedsbrief schreibt er u.a.:

"Wie Sie sehen, bin ich in einer Woche außer Dienst und werde mich dann in mein Stilleben zurückziehen, wo die Lektüre eines Baedekerführers wohl noch seinen Platz haben wird."

12. Frau Judith Miggelbrink hat im Fachbereich Geowissenschaften eine Diplomarbeit mit dem Titel "Die Beziehungen zwischen geographischer Landesbeschreibung und außergeographischer Reiseliteratur - Eine Studie zur Differenzierung der Landschaftswahrnehmung im 19. und 20. Jahrhundert" abgegeben. In ihrer Arbeit geht sie sehr umfangreich auf Reiseführer ein. Sie analysiert Reiseführer und Reiseliteratur. Eine umfangreiche Anzahl von Reiseführern des Baedeker-Verlages sowie eine größere Anzahl von unterschiedlichen Verlagsprodukten über das Riesengebirge werden als Grundlage genommen. Frau Miggelbrink untersuchte, in wieweit Geographen außerhalb ihres wissenschaftlichen Bereiches in Reise- und Landbeschreibungen, zum Teil in Reiseführern, "populärwissenschaftlich" ihr Wissen vermittelt haben.

Zum Abschluß der BAEDEKERIANA dürfen wir Ihnen noch zwei Briefe im Zitat wiedergeben:

THEODOR HEUSS

Bad Godesberg, den 31.12.1949
Viktorshöhe

Sehr geehrter Herr Baedeker,

Es war ein sehr liebenswürdiger Einfall von Ihnen, mir einen neu erschienenen Baedeker von Schleswig-Holstein zu senden. Ich werde zwar, in die Stundeneinteilung eines Staatsbesuches eingepackt, wohl nicht viel mit ihmr herumstreichen können, aber die vorangegangene Lektüre der historischer Einleitungen usf. wird mir für die sachliche Problematik, die mit einem solchen Besuch zusammenhängt, wertvolle Dienste leisten. Ich darf mit meinem aufrichtigsten Dank gute Grüße und Glückwünsche zum neuen Jahr verbinden. Ihr Ergebener

gez. Theodor Heuss

Diese Briefabschrift hat uns Herr Kurt Eitner zur Verfügung gestellt.

Frau Eva Baedeker schrieb am 30.04.1981 an die FAZ, und zwar an Herrn Dr. Friedrich A. Wagner folgenden Brief:

Karl Baedeker
7800 Freiburg
Rosastr. 7
30.04.81

Heute schicke ich Ihnen das Stadtbändchen Ulm. Es ist das letzte Manuskript, das mein Sohn Florian "Erwandert und Erfahren" hat. Wir arbeiten so weiter.

Mit dem am 09.04.1981 von Ihnen besprochenen Baedekers "DDR" haben wir hier in Freiburg nicht das Geringste zu tun gehabt, im Gegenteil: Erst nach Erscheinen davon gehört.

Unsere nächsten Bändchen hier "Frankfurt" und "Darmstadt" dann das große "Berlin" werden sorgfältig topographisch geordnet und "abgelaufen".

Mit freundlichen Grüßen

gez. Eva Baedeker

Baedekeriana
In "Reisen und leben" Heft 24, S. 27-29.
(Holzminden: Ursula Hinrichsen; 1992)
ISSN 0936-627X


Warschau und UmgebungTable of contentsDie ausführliche Rezension

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